Vom Vergessen der eigenen Grenzen oder auch der Kraft des Unbewussten

Vom Vergessen der eigenen Grenzen oder auch der Kraft des Unbewussten

In meinem Februarblog hatte ich bereits erwähnt, dass bei mir eine Grönlandreise bevorstehen würde.

Davon habe ich schon viele Jahre geträumt. Zugegebenermaßen kann ich gar nicht so recht erklären, woher dieser Wunsch ursprünglich kam. Bestimmt war er auch von einer romantischen Vorstellung von der Landschaft, der Kultur und dem Leben der Inuit getragen.

Der Traum umfasste natürlich zum einen, die sicher beeindruckende Schneelandschaft Grönlands mitsamt der Gletscher zu bestaunen, aber auch ganz konkrete Vorhaben wie Snowmobiltouren, Inlandeiswanderungen, Hundeschlittenfahrten oder auch eine Übernachtung in einem ursprünglichen Iglu.

Gesagt getan. Hinter mir lag eine sowohl beruflich wie privat anspruchsvolle Zeit und ich belohnte mich mit der Erfüllung dieses Traums. Eine Woche Ilulissat. Allein. Keine Reisebegleitung, keine Reisegruppe. Just me, myself and I.

Der Zeitpunkt, an dem dieser Traum entstanden war, lag noch vor meiner Krebsdiagnose mit sämtlichen Behandlungen und Nebenwirkungen. Ich war rundum fit, sehr sportlich und strotzte sowohl körperlich als auch mental vor Kraft. Als ich mich nun, viele Jahre später, mit der Buchung der Reise nebst aller genannten Wunscherfüllungen befasste, geriet ich ins Schwärmen und buchte ein Element nach dem anderen. Ich packte munter alle aus meiner Sicht notwendigen Habseligkeiten und Ausrüstungsgegenstände ein und zog los.

In Grönland angekommen, alle Straßen voller Eis und Schnee, Propellermaschinen mit wenig Platz, teilweise bis zu minus 27 Grad Tagestemperaturen, ließen mich rasch spüren, dass ich vor vielen Jahren fit genug gewesen sein mag. Aber jetzt? Ich stieß unmittelbar an meine körperlichen Grenzen. Mein Rucksack war gefühlt viel zu schwer. Auf dem ersten längeren Fußmarsch sackte ich teilweise bis über die Knie im Schnee ein und hatte bei der Fortbewegung mit Gleichgewichtsstörungen, meiner Polyneuropathie in den Füßen und somit einem ohnehin schon unsicheren Gang sowie Muskelkrämpfen zu kämpfen.

Es folgten die ersten mentalen Zweifel. Welcher irre Gedanke hatte mich nur getragen, mir diese Reise zuzumuten? Wie konnte ich mich und meine Kraft derart überschätzen? Und dann auch noch allein reisen? Keine über meine persönlichen Ängste und Zweifel informierte Begleitung! 

Was tun? Wie sollte ich denn die Hikingtouren meistern? Das Gewicht meines Gepäcks? Die Snowmobiltour? Und: Wie bitte schön sollte ich durch die Kälteschwelle in das gefühlt viel zu kleine Iglu gelangen und vor allen Dingen morgens wieder raus? Und das mit den morgendlichen Gleichgewichtsstörungen, den erheblichen und üblichen Muskelkrämpfen und vor allen Dingen meiner Panik in engen Räumen? Sollte ich eine Woche im Zimmer bleiben und Bücher lesen? Hatte ich dafür den weiten Weg auf mich genommen?

Selbst schuld. Denken Sie jetzt sicher. Stimmt.

Was also tun?

Aufgeben kam für mich nicht in Frage. Das war noch nie mein Weg. Also legte ich mir eine neue Strategie zurecht:

Die Ziele in kleinere Schritte herunterschrauben. Also nicht die ganze Woche auf einmal und im Ganzen betrachten, sondern immer nur Tag für Tag und Unternehmung für Unternehmung. Jede Aktion, die mir gelang, ging auf mein „Klasse. Das habe ich geschafft. ICH. – Konto“. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut sich das angefühlt hat.

Wenn ich Schwächephasen hatte, blieb ich einfach stehen. So lange wie es eben dauerte. Und genoß die Landschaft, die Eindrücke oder führte ausgiebige Gespräche mit Einheimischen oder anderen Touristen. Diese willkommenen Pausen haben mir sehr gut getan und ich konnte so nicht nur Kraft schöpfen, sondern auch noch Gedanken austauschen und Eindrücke erweitern und vertiefen. Dabei habe ich sogar tolle Kontakte geknüpft und Adressen für die nächsten Reisen ausgetauscht. War das herrlich! Übrigens führte diese Methode automatisch zu meiner Entschleunigung. 

Außerdem habe ich etwas ganz Verrücktes gemacht: Ich habe fremde Menschen um Hilfe gebeten. WOW! Gar nicht schwer. Egal ob es darum ging, mir dabei zu helfen, die Spikes anzuziehen oder sonstiges. Einfach fremde Menschen ansprechen. Es war ganz leicht und hat sich gar nicht schwach angefühlt. Im Gegenteil. Und wieder ergaben sich wundervolle Gespräche und sogar die Möglichkeit, umgekehrt eine Hilfestellung zu gewähren. Auch andere Reisende haben ihre persönlichen Herausforderungen zu bewältigen. 

Bei dieser Gelegenheit wurde mir auch bewusst, dass nicht nur ich in meinem eigenen Universum spezifische Sorgen, Herausforderungen und sogar Ängste hatte und in einem Tunnel gefangen war, sondern auch deutlich jüngere und fittere Reisende ihre eigenen Themen ebenfalls mitnehmen und Unterstützung benötigen können. Das hat mich streckenweise überrascht und mir den Kopf noch mal ordentlich gerade gerückt. Nicht selten dachte ich: „Wie – Du auch...?“ So haben wir uns dann zusammengeschlossen. Jede:r mit seinen eigenen Kompetenzen und gemeinsam, in Ergänzung zueinander voller Vertrauen, waren wir stark. 

Und letztlich habe ich für mich eine Erkenntnis gewonnen und mitgebracht:

Es gab Momente, in denen war ich schlichtweg zu müde, um gegen meine persönlichen Grenzen anzugehen. Aus purer Müdigkeit habe ich dann den Kopf abgeschaltet und einfach gemacht. „Es“ einfach getan. Und wissen Sie was? Es lief wunderbar und reibungslos. Dabei kam mir der Gedanke, dass mein Unterbewußtsein vielleicht gar nicht wusste, dass ich ein Handicap habe und somit keine Einschränkung ersichtlich war.

Was wäre also, wenn der Körper gar nicht wüßte, was er nicht mehr kann? Wenn er aus der Erinnerung heraus einfach abliefert? „Es“ einfach macht?

Das hat tatsächlich funktioniert. Je weniger Gehör ich meinen Einschränkungen und Sorgen geschenkt habe, um so einfacher haben die Dinge funktioniert. 

Ich habe meinen Körper also schlichtweg nicht darüber informiert, was nicht geht.

Na klar. Ich weiß, dass das nicht mit allen Einschränkungen funktionieren wird. Und sicher war ich dennoch etwas ungelenk und steif. Aber ich habe mir vorgenommen, öfter mal den Kopf auszuschalten, meiner Intuition zu folgen und meinen unbewussten Prozessen zu vertrauen.

Sagen Sie sich nicht, was Sie nicht können. Solange Ihre Intuition davon überzeugt ist, dass es funktionieren wird, funktioniert es auch!

Also: Was ist Ihr längst überfälliger und noch unerfüllter Traum?

Go for it,

Ihre Krisenmanagerin


Krisen- & Konfliktmanagement - von der Bedeutung einer Auszeit

Krisen- & Konfliktmanagement - von der Bedeutung einer Auszeit 

Wer mich kennt, weiß, dass ich mit sehr viel Energie, Leidenschaft und Herzblut meiner Aufgabe in der Begleitung und Unterstützung von Krisen und Konflikten nachkomme. Als ich mich selbständig machte, lass ich in vielen Büchern und hörte auch bei vielen Vorträgen den Hinweis, dass Selbständigkeit viel Disziplin erfordere. Die Disziplin, zu arbeiten und konsequent seine Aufgaben zu erledigen. Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich bin derart leidenschaftlich bei der Sache, dass ich die Disziplin benötige, einen Punkt zu setzen, ein Ende zu finden und die Freizeit einzuläuten.

Neben meiner Leidenschaft für das genannte Thema bin ich mehrere Stunden in der Woche im Ehrenamt aktiv, bilde mich weiter, bin Palliativpatientin mit regelmäßigen lebenserhaltenden Behandlungen und lebe in einer glücklichen Beziehung. Offensichtlich habe ich – so mein Freundeskreis und meine Kunden – viel Energie.

Meinen Alltag erfülle ich mit großer Dankbarkeit und Demut. Ich freue mich über das in mich gesetzte Vertrauen und bin glücklich und erfüllt, wenn ich meine Kunden unterstützen konnte. Natürlich erlebe ich in den begleiteten Konfliktsituationen zuweilen starke Emotionen und höre auch erschütternde Situationsbeschreibungen. Und das fast jeden Tag. 

Um hier wirksam sein und bleiben zu können, ist es aus meiner Sicht absolut entscheidend, mit der eigenen Energie zu haushalten. Ansonsten geht die Puste aus, das aktive Zuhören gelingt nicht mehr, man kann sich nur schwer einfühlen und die Unterstützungsqualität lässt nach oder sinkt auf Null. Das ist alles, aber sicher weder gesund noch professionell. Zu einem guten Krisen- und Konfliktmanagementberater gehört in meinen Augen eine mindestens ebenso gute Resilienz- und Energiestrategie.

Oft werde ich gefragt, wie ich damit haushalte und was ich tue, um in meiner Kraft zu bleiben. Darüber musste ich tatsächlich aktiv nachdenken und reflektieren, da mir die Antwort nicht leicht fiel. Schließlich empfinde ich ja keinen Energiemangel. Bei näherer Betrachtung sind mir aber verschiedene Aspekte eingefallen, von denen ich Ihnen hier drei vorstellen möchte. 

Alle drei Varianten haben einen gemeinsamen Nenner: Es sind Auszeiten, bei denen ich abschalte.

Aber im Einzelnen:

Zunächst hilft es mir, mir immer wieder bewusst zu machen, dass es nicht meine Probleme oder Herausforderungen sind, sie „gehören“ mir nicht, sondern den jeweils anderen Menschen. Ich mache mir selber immer wieder klar, dass ich alles in meiner Kraft stehende getan habe, um Besserung herbeizuführen. Es ist „deins“ und nicht „meins“. Ich fühle mit, aber ich leide nicht mit. Das ist für mich ein großer Unterschied, der dazu führt, dass ich die Ereignisse und die entsprechenden Eindrücke in der Regel nicht mit nach Hause nehme. 

Ein weiterer Weg des Abschaltens ist die Ausübung eines meiner Hobbies: Theater spielen. Egal ob klassisch oder Improvisationstheater. In den Proben und auf der Bühne schlüpfe ich in andere Rollen und kann es mir gar nicht erlauben, an etwas anderes zu denken als an den gelernten Text und das einzuübende Theaterstück. Ich tauche ab. Beim Improvisationstheater wird dies noch mit einer ordentlichen Prise Humor und Leichtigkeit gewürzt, was mich besonders stark aus dem Alltag holt.

Und schließlich eine meiner Lieblingsvarianten: eine Woche allein im Urlaub. Da lasse ich mich treiben, folge meinem Flow, tue ausschließlich, was ich möchte und tappe nicht in die Falle zu überlegen, womit ich meiner Reisebegleitung einen Gefallen tun könnte. An so mancher Wegkreuzung habe ich nach Gefühl entschieden, ob ich lieber links oder rechts abbiegen möchte. 

Ich bin auf mich allein gestellt, lerne leichter Einheimische und fremde Kulturen kennen, komme bei mir an. Faktisch kann ich sagen, dass ich hierbei einen viel besseren Zugang zu meinen verborgenen Wünschen erlange, Dinge verarbeite, Wünsche und Ziele klar umreiße und mich jenseits potenzieller Verpflichtungen und Verbindlichkeiten noch freier fühle.

Dieses unglaubliche Leichtigkeitsgefühl wirkt auf mich berauschend. Und es hält nachhaltig an.

Während ich im vergangenen Jahr allein eine Woche in den Rocky Mountains in Colorado unterwegs war, werde ich dieses Jahr eine winterliche Auszeit in Westgrönland nehmen. Eine Woche Schnee und Eis, soweit das Auge reicht, wenig Menschen, viel Landschaft und die Erfüllung einiger meiner persönlichen Bucketlist – Träume: Hundeschlitten, Snowmobil, Polarlichter, eine Übernachtung im Iglu und einiges mehr. Ohne Reisegruppe. Nur ich. Ich werde mich inspirieren lassen, entspannen und Zeit mit dem Menschen verbringen, mit dem ich untrennbar verbunden bin: mit mir.

Alle drei Varianten handeln von einer Auszeit. Einer Auszeit von Kopfkino, Verpflichtungen und dem Blick auf die Uhr. Das ist für mich Freiheit und Energie auftanken pur.

Und die Wirkung? Dadurch, dass mein Gehirn nicht in Verpflichtungsstrukturen, Aufgabenerledigungen oder Terminen denkt, hat es Zeit für eine Pause. 

Die Urlaube gehen bei mir in der Wirkung noch weiter: Mein Unterbewusstsein hat eine Chance, sich zu Wort zu melden, mir als innerer Wegweiser zu dienen und Eindrücke sowie Erfahrungen aus krisenbehafteten Interventionen gut und anstrengungslos zu verarbeiten. Mir persönlich ist es dabei wichtig, insbesondere Ziele mit viel Natur auszuwählen, also keine Städtetrips, damit ich meinen Blick schweifen lassen und innere Impulse ungestört hören kann. Übrigens achte ich dabei darauf, Unterkünfte zu wählen, die keinerlei Erinnerung an Dienstreisen wecken. 

Wie tanken Sie auf? Welche Strategie hilft Ihnen?

Ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldungen.

Go for it, Ihre Krisenmanagerin


Die Metapher von der „höchsten asphaltierten Straße“ der USA und was unser Leben damit zu tun hat.

Diesen Sommer habe ich mich auf eine Entdeckungsreise durch das wunderschöne, seinem Namen alle Ehre machenden, Colorado gemacht. 

Dabei bin ich die höchste asphaltierte Straße Colorados gefahren. Was für ein Erlebnis! Landschaftlich, fahrtechnisch, insgesamt. Beeindruckende Ausblicke, viele Wildtiere und eine wundervolle Eis- & Schneelandschaft.

Diese asphaltierte Straße, die mir bei der Einfahrt in den Naturpark voller stolz angepriesen wurde, war buckelig und voller Schäden. Teilweise voller derart extrem tiefer Schlaglöcher, dass man so weit an den Straßenrand ausweichen musste, dass die begründete Sorge bestand, abzustürzen. Denn – richtig – die Hänge waren nicht gesichert. Die Strecke war steil und kurvig. Immer wieder kamen einem Autos von für diese Straßenverhältnisse ungeheurer Breite entgegen. Es gab sie auch hier – die unangemessenen Raser. Aber auch die übervorsichtig, langsam fahrenden Autos. Sogar Radfahrer waren unterwegs. Ich habe diesbezüglich regelmäßig zwischen Bedauern und Bewunderung geschwankt.

Auch Herden von Bergziegen oder Murmeltiere kreuzten meinen Weg, dies gern hinter Kurven.

Sie können sich vorstellen, dass Vorsicht geboten war. Die Fahrt erzeugte wechselnde Emotionen von Begeisterung, Anstrengung, Faszination und zugegebenermaßen auch Kick.

Warum schreibe ich Ihnen das?

Auf dem von mir gefertigten Foto sehen Sie eine bevorstehende Kurve. Die Straße führt hier gewissermaßen ins Ungewisse. Klar weiß ich, dass sie weiterführen wird. Aber in welcher Form und in welchem Zustand: das wusste ich nicht. Auch nicht, was mich dahinter erwarten würde. Und ich wusste zu keinem Zeitpunkt, wann die Straße am Ziel endet.

Das erinnerte mich in dem Moment an das Leben. Wir alle haben regelmäßig mit Unwägbarkeiten zu tun. Es gibt sie: die Auf`s und Ab`s. Manchmal ist es ruckelig, manchmal fühlen wir uns nah am Abgrund ohne Sicherung. Und gleichzeitig gibt es diese begeisternden Momente. Wundervolle Begegnungen, beeindruckende Erlebnisse, Glücksmomente. Es gelingt einfach alles mit gefühlter anstrengungsloser Konzentration. Häufig überholt uns sinngemäß auch ein Radfahrer zwar mit Anstrengung, aber doch offensichtlich hoch motiviert und aus unserer Sicht mit einer Aura von Beschwingtheit. Wir sind dann möglicherweise fasziniert, mit welcher Leichtigkeit diese das Leben zu meistern scheinen.

Und wie oft wissen wir nicht, wie es weitergeht?

Wie oft fahren wir auf Sicht?

Und wie oft sehen wir vor uns eine Kurve und wissen nicht, was dahinter auf uns wartet?

Und irgendwie geht es also offensichtlich immer weiter.

Irgendwie.

Unsere Strategie dabei? Wir passen das Material an, steigen also vom Fahrrad auf das Auto um oder gehen sogar ein Stück zu Fuß. Vielleicht legen wir auch eine Verschnaufpause ein. Für bestimmte Passagen suchen wir uns Wegbegleiter, manche Streckenabschnitte gehen wir allein. Und schauen voller Stolz auf den bereits gemeisterten Weg zurück.

Und wenn wir eine Kurve vor uns sehen, nehmen einige von uns Schwung, andere halten einen Moment inne, holen tief Luft und ziehen dann weiter. Vielleicht gibt es auch einen Alternativweg, den Plan B. 

Sicher ist, dass wir auch hinter der Kurve nicht allein sein werden. Auch dort sind sie: die anderen Autofahrer, Radfahrer oder Wanderer. 

In Colorado. Dort auf der Straße. Irgendwo im Nirgendwo. Wissen Sie was? Ich war zwar allein unterwegs, aber ich fühlte mich gar nicht allein. Die meisten anderen Menschen dort haben aufeinander Rücksicht genommen und sich gegenseitig unterstützt sowie ihre Hilfe angeboten, wenn dies notwendig erschien. Niemand hat gehupt oder sich aufgeregt.

Wenn wir auch hier eine Analogie zum Leben schaffen wollen, dann würde das bedeuten, dass wir unserer Unterschiedlichkeit Rechnung tragen, dass wir akzeptieren, dass jeder Mensch einen individuellen Umgang mit Herausforderungen hat und vor allen Dingen, dass wir ein Auge aufeinander werfen, uns gegenseitig unterstützen und Rücksicht nehmen.

Jeder von uns hat eine eigene Persönlichkeit und schaut auf prägende Ereignisse im Leben zurück. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte. Wer sind wir, wenn wir diese nicht akzeptieren, respektieren und ihr wertschätzend begegnen?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Vorweihnachtszeit.

Go for it, go for your goal.

Ihre Krisenmanagerin


„Lebe jeden Tag, als wäre es Dein letzter!“ – wie geht das?

Kennen Sie diesen Spruch „lebe jeden Tag, als wäre es Dein letzter“ auch? Ich frage mich immer wieder, wie das gehen oder konkret aussehen soll. Wie fühlt sich denn ein letzter Tag an? Haben Sie sich schon mal gefragt wie das geht?

Seit 8 Jahren befinde ich selber mich im Palliativstatus. Regelmäßig werde ich gefragt, ob ich denn nun etwas an meinem Leben oder meiner Lebensführung geändert hätte. Sicher hätte ich selbiges doch auf den Kopf gestellt. Meine Antwort? Nein.

Dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob meine kurze Antwort stimmt. Faktisch habe ich nichts geändert. Ich bin immer noch glücklich verheiratet, lebe meine Hobbys und Interessen und gehe meiner Berufung nach: dem Krisen- & Konfliktmanagement. Nach wie vor nimmt Letzteres circa 80 Wochenstunden ein und ich gehe darin auf.

Weiterhin verbringe ich meine Zeit mit Freunden, im Garten, bei meinem Ehrenamt im Theater oder auch allein. Und genieße mein Leben. Wie vorher. Ich verbiete mir nichts und gönne mir vieles. Somit habe ich zumindest faktisch also nichts geändert.

Aber lebe ich jeden Tag, als wäre es mein letzter? Nein.

Ich weiß auch gar nicht, wie das geht. Wüßte ich, dass morgen mein letzter Tag wäre, wäre ich vermutlich derart überfordert mit der Frage, was ich denn nun mit dieser geschenkten und gleichzeitig begrenzten Zeit machen könnte, dass ich relativ untätig bliebe. Vermutlich würde ich mir einen Kaffee nehmen, mich aufs Sofa setzen und warten. Oder noch schnell die Wäsche zusammen legen? Vielleicht ein paar Notizen für meine Lieben machen? Das eine oder andere Telefonat führen? Meinen Herzensmenschen meine Liebe bekunden? Keine Ahnung.

Was macht man an so einem Tag?

Oder ist diese Aussage anders gemeint? Habe ich vielleicht doch etwas an meinem Leben geändert? Vielleicht ist ja auch gar nicht unbedingt etwas Faktisches gemeint, sondern eher die Lebenseinstellung beziehungsweise meine Haltung?

Beispielsweise gehe ich nie im Streit ins Bett. Ich fahre auch nicht auf eine Dienstreise, ohne dass zu Hause „alles gut“ ist. Über viele Dinge, die mich früher genervt oder gestresst haben, rege ich mich auch nicht mehr auf. Ist das gemeint? Oder hat das mit meinem Alter und meiner Lebenserfahrung zu tun?

Seit jeher bin ich ein Mensch, der sehr aktiv ist, intensiv lebt, vieles ausprobiert und mutig sowie positiv nach vorn geht. Das ist nicht neu. Bin ich diesbezüglich vielleicht bewusster geworden?

Bestimmt kann ich mich nun besser in Krisensituationen anderer Menschen einfühlen. Habe ein neues oder erweitertes Bewusstsein. Aber kennzeichnet das meinen letzten Tag? Mein „neues“ Leben? Ich glaube nicht.

Vielleicht ist dieser Spruch auch schneller daher gesagt als durchdacht?

Wenn ich mir jeden Tag vorstellen soll, dass dies mein letzter sein könnte, den ich nun also genießen soll... möchte ich regelmäßig mit der Endlichkeit konfrontiert werden? Ist es nicht schöner, einfach sein Leben zu genießen mit Allem, was dazu gehört, also auch Höhen und Tiefen? Die Wellen der Emotionen zu surfen? Oder ist es genau das, was damit gemeint ist? 

Also wenn dem so ist, dann tue ich das: ich lebe jeden Tag, als wäre es mein letzter. Aber dieser Spruch fühlt sich für mich immer noch komisch an. Und ich bin davon überzeugt, dass den jemand erfunden haben muss, der sich noch nicht intensiv mit dem Tod auseinander gesetzt hat.

Aber jetzt fällt es mir ein. Eine Sache hat sich doch geändert. Ich bin dankbarer und demütiger geworden. Dankbar für mein Elternhaus, meine Lieben, mein Leben und mein Glück. Und demütig. Vor genau denselben Dingen. Und dem Leben.

Haben Sie auch schon einmal über den Spruch „Lebe jeden Tag, als wäre es Dein letzter!“ nachgedacht und sich gefragt, wie das geht? Welche Ideen sind Ihnen dazu gekommen?

Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

In diesem Sinne,

Go for it, Ihre Krisenmanagerin


Die Methode des „aktiven Zuhörens

Gedankenimpuls: Die Methode des „aktiven Zuhörens“

Seien wir ehrlich: Was haben Sie gedacht, als Sie die Überschrift zu diesem Blogartikel gelesen haben? „Schon wieder „aktives Zuhören““? Oder „Was für ein alter Hut!“. Vielleicht auch „Kenne ich schon, habe ich schon zig Mal in Schulungen gehört.“?

Ich bin davon überzeugt, dass Ihnen diese Methode bereits in einigen Schulungen zum Thema Kommunikation begegnet ist. Wahrscheinlich haben Sie auch schon an Gruppenübungen dazu teilgenommen, fanden es vielleicht interessant. Aber nach wie vor gibt es in Ihrem privaten und beruflichen Leben kommunikative Missverständnisse, vielleicht auch hierauf basierende Streitigkeiten und Konflikte und nun wünschen Sie weitere und vor allen Dingen neue Inhalte und Hinweise zur Vermeidung eben dieser?

Damit sind Sie nicht allein.

Egal in welchem Kontext ich unterwegs bin: seien es Kommunikations-, Verhandlungs- oder Konfliktmanagementworkshops, Mediationen, Konfliktmoderationen oder Strategiemeetings auf höchster Hierarchieebene – immer wieder begegnen mir Kommunikationsmissverständnisse und nicht selten ist deren Auflösung der erste Schritt zur Lösung der konfligierenden Situation, zur Erreichung eines kooperativen Ergebnisses oder auch einer höheren Performance und Zielerreichung.

Braucht es denn nun wirklich neue Methoden und Ansätze? Sollten wir hier das Rad neu erfinden?

Ich bin ein Freund von Weiterentwicklung und auch Vereinfachung im Umgang miteinander. Allerdings meine ich auch, dass wir doch zunächst einmal genau die Methoden, die wir schon so häufig gehört haben, auch in der Praxis anwenden sollten.

Und genau da hakt es in 99 % aller Situationen, die mir in meinem Berateralltag begegnen.

Die erste Stufe des „aktiven Zuhörens“ ist die des „Zuhörens“. Das wissen Sie, denn Sie kennen diese Methode. Aber wie oft tun Sie genau das? Zuhören. Hierbei handelt es sich nicht allein um den akustischen Vorgang des Zuhörens, den wir mit Blickkontakt, Aufmerksamkeit und „sozialem Grunzen“ wie der Verlautbarung von „mh“ oder „ja“ bestätigen und dokumentieren. Nein. Diese Stufe geht darüber hinaus.

„Zuhören“ bedeutet auch, uns konzentriert gedanklich auf unser Gegenüber zu fokussieren. Reflektieren Sie bitte einmal aufrichtig Ihre Gesprächssituationen: Wie oft hören Sie Ihrem Gegenüber zu, ohne gleichzeitig an einer passenden Erwiderung „zu basteln“, sich den nächsten argumentativen Schritt zu überlegen oder auch sich innerlich und gedanklich über den anderen zu wundern, zu ärgern oder was auch immer?

Und genau dann, wenn wir in Gedanken bereits den nächsten Schritt überlegen, tun wir eins nicht: Zuhören.

Dadurch verpassen wir konkrete Aussagen, Zwischentöne und vor allen Dingen so wichtige Elemente der Bedürfnisebene unseres Gegenübers, die eine Nachfrage erforderlich machen, einer Klärung bedürfen oder auch wichtige Informationen beinhalten, die eine missverständnisfreie und kooperative Kommunikation erst ermöglichen.

Aufmerksamkeitsfokussiertes Zuhören ist anstrengend und fordert unsere gesamte Konzentration. Das gelingt uns demzufolge tatsächlich nicht durchgängig. Aber wenn wir uns über dieses Defizit in unserer Kommunikation bewusst sind, können wir die Methode des „aktiven Zuhörens“ in bestimmten Situationen konkret und gezielt einsetzen. Lassen Sie sich von dem Erfolg überraschen. Vielleicht ist das „aktive Zuhören“ dann für Sie in der Theorie immer noch ein „alter Hut“, in der Praxis jedoch ein frischer und neuer Schritt auf dem Weg zu einer guten Kommunikation.

Ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldungen und Erfahrung. 

Bis dahin,

Go for it

Ihre Krisenmanagerin


Was hat unser Alltag mit Rodeoreiten zu tun?

Wie geht es Ihnen in der aktuellen Zeit? Haben Sie auch das Gefühl, dass es manche Tage gibt, die Mut machen, an denen es einfach „läuft“, die Ihnen Zuversicht bringen? Und dann gibt es wieder Tage, an denen Ihre Pläne durchkreuzt oder Ihnen gefühlt Steine in den Weg gelegt werden?

Ich persönlich kenne das nur zu gut. Und häufig habe ich dabei das Gefühl der Machtlosigkeit. Die Dinge scheinen zu passieren und mir keinen Gestaltungsspielraum zu geben. Gleichzeitig beschleicht mich dann manchmal das Gefühl, dass es manchen Menschen besser gelingt, mit der aktuellen Wetterlage umzugehen. Bei ihnen scheint es einfach reibungslos zu laufen. 

Denken Sie bitte nicht, dass ich beim Nachbarn schaue, ob sein Rasen grüner ist als meiner. Das meine ich nicht. Und Vergleiche bringen uns auch nichts, denn jede Situation ist anders und hat ihre eigenen Facetten. Aber manchmal entsteht schon der Eindruck, dass es Lebensmodelle gibt, die nach außen so wirken, als wären sie stabiler und immuner gegen Irritationen.

Dieses Gefühl der Machtlosigkeit, des Ausgeliefertseins, ist vermutlich der größte Schmerzpunkt dabei.

Und jetzt die gute Nachricht:

Wir sind zwar bezüglich mancher Ereignisse nur ein Staubkorn im All und haben wenig Veränderungsmöglichkeiten. Aber wie wir mit den Situationen umgehen, sie bewerten oder auch, was wir daraus machen, liegt allein in unserer Kraft. Letztlich ist es unsere Haltung zu den Dingen, die aus meiner Sicht den Unterschied macht. Vielleicht denken Sie jetzt „die hat gut reden, die ist ja auch nicht in meiner Situation“. Das mag sein und das streite ich auch nicht ab. Mir geht es auch nicht um den gut gemeinten Rat, die Dinge „positiv sehen“ zu müssen oder ihnen etwas „Positives“ abzugewinnen. Mir ist durchaus klar, dass diese Ratschläge den Duktus haben, in den eigenen Bedürfnissen und Sorgen nicht verstanden zu werden. Außerdem darf es auch einfach mal schlecht oder negativ sein. Das gehört dazu. Dieser Zustand sollte aber nicht zu lange andauern und nur eine Momentaufnahme beschreiben.

Glauben Sie mir: spätestens mit meiner Krebsdiagnose vor 8 Jahren, die mich seitdem in den Palliativstatus gehoben hat, kann ich sicher nachempfinden, wie manche sich fühlen, wenn sie das Gefühl haben, vor einem Riesenberg zu stehen, der unverrückbar und nicht erklimmbar scheint.

Hier lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen. 

Was machen denn die Menschen, bei denen es leichter zu sein scheint, anders? Gibt es eine Strategie? Ich meine ja. 

Es scheint, als würden diese Menschen das Leben und die jeweiligen Herausforderungen zu akzeptieren und „das jeweils Beste“ daraus zu machen. Sie wirken dabei weniger ängstlich oder erstarrt und dafür fast schon abenteuerlustiger, neugieriger auf das, was kommen mag und vor allen Dingen kreativer. Sie denken nicht in Restriktionen, sondern in Chancen.

Sie reiten die Welle der Emotionen in einem Flow, der mich an das Rodeoreiten erinnert. 

Auch ein Rodeoreiter kennt seine Fähigkeiten und Grenzen, kann aber das Pferd nur bedingt einschätzen. In weiten Teilen hat er keinen Gestaltungsspielraum und somit keine Kontrolle. Zumindest nicht über das Pferd. Er begegnet dem Ritt mit der Lust auf Intensität und Herausforderung und er empfindet Leidenschaft darin, sich kreativ und kraftvoll den jeweiligen Unwägbarkeiten zu stellen. Sein Ziel ist dabei nicht die absolute Kontrolle des Ritts, sondern jede einzelnen Minute, die er länger im Sattel bleibt. Er setzt sich also ganz andere, an die jeweilige Situation angepasste Ziele. Und er ist mutig. Er empfindet ein tiefes Vertrauen in sich, seine Fertigkeiten und den Ausgang des Ritts. Gefahren sind ihm durchaus bewusst und das ist auch wichtig, aber sie drücken ihn nicht in die Passivität. Vielmehr schöpft er daraus zusätzliche Kraft.

Wenn Sie diesen Reiter fragen, wird er Ihnen bestätigen, dass es anstrengend und manchmal auch frustrierend ist. Er wird aber auch sagen, dass er aus jedem Ritt gestärkt herauskommt, jedes Mal etwas gelernt hat und vor allen Dingen seine mentale Stärke als wesentlichen Wegbegleiter empfindet. Für ihn ist der Ritt ein Kick. Damit bewertet er Unwägbarkeiten also als tendenziell positiv und reizvoll, anstatt sich selber diese Herausforderung mit negativen Vorannahmen zu belegen.

Haben Sie schon mal eine Wegbiegung in Ihrem Leben erfahren, der Sie mit dieser Strategie für sich erfolgreich begegnet sind? Das ist ein sogenanntes „Muster des Gelingens“. Es lohnt sich, diese Erfahrung öfter in Erinnerung zu rufen, denn sie zeigt, dass Sie durchaus die Energie und Stärke besitzen, in Ihrer Kraft zu sein. Sie müssen diese Fähigkeit nicht gänzlich neu erlernen. Diese Ressource darf lediglich öfter „wach geküsst“ werden.

Und wissen Sie was? Einmal erkannt, kann der Rodeoritt sogar Spaß machen. Auch – und da machen wir uns nichts vor - , wenn es trotzdem manchmal anstrengend ist und unsere Sehnsucht nach „alles läuft wie geschmiert“ bestehen bleibt.

Im Ergebnis bleiben wir zuversichtlich.

Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Erfolg. Und für den Fall, dass Sie noch mehr Impulse und vielleicht sogar konkrete Strategien im Umgang mit Rodeoritten wünschen, melden Sie sich gern.

Go for it

Ihre Krisenmanagerin


Was ist Mediation?

Was ist „Mediation“?

Die Frage, was sich genau hinter dem Begriff der „Mediation“ verbirgt, wird mir seitens meiner Kunden immer wieder einmal gestellt. Das zeigt, dass das Verfahren der Mediation zwar in den 70iger Jahren aus den USA kommend auch Deutschland stärker erreicht hat – wenngleich die Historie viel weiter zurück geht -, jedoch noch nicht zur gängigen Konfliktbeilegungsmethode werden konnte. Wobei es offensichtlich insofern an Popularität und Nachfrage gewonnen hat, dass es im Jahr 2012 sogar per Gesetz geregelt wurde. 

Die Vorteile dieses außergerichtlichen Konfliktlösungsverfahrens sind überzeugend und die Grenzen gleichzeitig sehr überschaubar, so dass sich ein Blick auf die eingangs gestellte Frage lohnt: was ist denn Mediation?

Das Besondere am Mediationsverfahren ist, dass die Konfliktparteien unter Zuhilfenahme einer dritten Person – dem Mediator bzw. der Mediatorin – ihren Konflikt eigenverantwortlich und selbstbestimmt einer Lösung zuführen. Dabei folgt das Verfahren einer konkreten Struktur, die sich in sogenannten Phasen abbildet. Der in der Sache und auch den Konfliktparteien gegenüber neutrale und auch allparteilich handelnde Mediator:In unterstützt bei den erforderlichen Kommunikationsprozessen, schafft einen Vertrauensraum, führt durch die zugrundeliegende Struktur und fungiert als Katalysator und Brückenbauer auf der Beziehungsebene.

Das Verfahren und die verschiedenen Durchführungsvarianten sind für den Mediator:In komplex. Es würde den Rahmen eines Blogartikels sprengen, alle Möglichkeiten ausführlich zu beleuchten. Aber es ist wichtig zu wissen, dass es natürlich Prozesse gibt, die rein auf der Sachebene liegend anderen Interventionen folgen als solche, die die Beziehungsebene stärker beanspruchen. 

Gerade im Wirtschaftskontext kommt es häufiger vor, dass es ausschließlich um sachliche Themen geht, die möglichst reibungslos und zügig sowie kostenschonend in einer Win-Win-Lösung geklärt werden sollen. Der alternative klassische Weg über die Gerichte führt zumeist zu Unzufriedenheiten seitens der Konfliktparteien, dauert vielfach deutlich zu lange und kostet neben Zeit auch Geld. Zudem wird die Beziehung der Konfliktparteien oftmals nachhaltig gestört und ein weiteres Miteinander unmöglich. Und gerade hier kann das Verfahren der Mediation Abhilfe schaffen.

Sowohl in weiten Teilen des Wirtschaftskontextes (innerhalb von Teams, zwischen Führungskräften und Mitarbeiter:Innen, Gremien und der Geschäftsleitung, etc.)  als auch bei den meisten anderen Konfliktsituationen wie Familie, Erbe, Nachbarschaft, Schule, etc., findet der zu lösende Konflikt im Wesentlichen auf der Beziehungs- und Bedürfnisebene statt. Diese wird aus der Brille der Gerichtsbarkeit höchst selten gestillt werden können, basiert sie doch auf Gesetzen, so dass die Mediation gerade in diesen Kontexten ihren großen Vorteil entfaltet: da die Parteien durch den Mediator:In begleitet einen Blick auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse werfen und die entsprechenden Lösungen nach deren Befriedung ausrichten, können Konflikte nachhaltig und zur beiderseitigen Zufriedenheit gelöst werden.

Was heißt das nun im Detail und konkret?

Das Mediationsverfahren basiert auf konkreten Prinzipien. So muss der gewählte Mediator selber und auch aus Sicht der Parteien der Sache, also dem Konfliktgegenstand, als auch den Parteien gegenüber neutral sein. Darüber hinaus muss er gleichzeitig allen Parteien gegenüber allparteilich auftreten, um zum Beispiel mögliche Machtungleichgewichte auszugleichen. Im Vergleich dazu handelt ein Rechtsanwalt beispielsweise naturgemäß parteilich für den beauftragenden Mandanten. Der Mediator:In ist beiden Konfliktparteien gleichermaßen verpflichtet.

Außerdem müssen alle Beteiligten, also die Konfliktparteien und der Mediator:In, freiwillig am Verfahren teilnehmen, dürfen aber auch jederzeit ohne Angabe von Gründen abbrechen. Um zu einer guten Lösung zu kommen, wird Vertraulichkeit vorausgesetzt, ebenso wie Offenheit und Informiertheit über alle relevanten Aspekte des Konfliktes.

Zudem handeln die Parteien selbst- und eigenverantwortlich, finden also die für sie relevanten Lösungen und entscheiden selbständig darüber. Hier unterstützt der Mediator:In gegebenenfalls im Rahmen seiner Allparteilichkeit, denn es ist erstaunlich, wie viele Menschen sich schwer damit tun zu wissen, was sie wollen, anstatt im Ausschlussverfahren festzuhalten, was sie nicht wollen.

Und schließlich muss das Verfahren ergebnisoffen und zukunftsorientiert geführt werden. Es geht eben nicht darum, eine konkrete Lösungsidee umzusetzen oder allein die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Das klingt auf den ersten Blick „einfach“, jedoch steckt hier häufig die „Tücke im Detail“ und es ist wichtig, einen erfahrenen Mediator:In zu involvieren, der mit dem vorliegenden Konfliktsystem entsprechend umgehen kann. Immer auch die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Streitparteien inkludierend.

Der klassische Ablauf orientiert sich – wie zuvor benannt – an verschiedenen Phasen

Die Mediation startet mit der sogenannten Eröffnungsphase, innerhalb derer Modalitäten geklärt, das Verfahren genauer erläutert und auch erste Einblicke in den Konfliktgegenstand gewährt werden. Der wichtigste Aspekt dieser Phase ist die „mediative Allianz“. Das bedeutet, es geht vor allen Dingen darum, Vertrauen in das Verfahren und den begleitenden Mediator:In zu erzeugen. Ohne dieses Vertrauen kann die Mediation nicht funktionieren und ist zum Scheitern verurteilt.

Die Eröffnungsphase mündet in der Mediationsvereinbarung, innerhalb derer die klassischen vertraglichen Vereinbarungen zur Zusammenarbeit getroffen werden.

Es folgt die Themensammlung als erster Schritt der eigentlichen Mediation. Die Parteien schildern ihre jeweiligen Themen, die einer Lösung zugeführt werden sollen und formulieren ihre dazugehörigen Positionen. An dieser Stelle bekommen die Parteien die Möglichkeit, ihre jeweiligen Ansichten ungefiltert offenbaren zu können und gehört zu werden. Das ist ein entscheidender Punkt zur Lösungsfindung. Denn nur, wenn die Parteien „endlich einmal aussprechen dürfen, was sie stört oder ärgert“ und sie hier Akzeptanz erfahren dessen, was ist, kann die Basis zur Auseinandersetzung und Klärung geschaffen werden.

Die so gesammelten Themen werden in die Interessensphase überführt, bei der es nun darum geht, die hinter den geäußerten Positionen und Standpunkten befindlichen Bedürfnisse, Motive und Emotionen herauszuarbeiten. Diese Phase wird auch als das Herzstück der Mediation verstanden, macht sie doch den großen Unterschied zum klassischen Gerichtsverfahren aus. In dieser Phase ist es eine der Hauptaufgaben des Mediators:In, die Parteien bei der Selbstreflektion zu unterstützen. Denn in dieser erforderlichen Tiefe haben die Parteien – so zeigt es die Praxis – zumeist nicht über ihre Sicht nachgedacht und können die Frage nach ihren persönlichen Bedürfnissen häufig nicht beantworten. Darüber hinaus führt der Mediator:In die Gespräche nun von der dialogischen in die triadische Kommunikation und schafft so im Idealfall gegenseitiges Verständnis sowie die oftmals benannten „Aha“ – Momente.

Gelingt dem Mediator:In zusammen mit den Medianden dieser Schritt erfolgreich, wird das Verfahren in die Lösungsphase geführt, bei der die Parteien in der Regel im Wege des Brainstormings miteinander Lösungsoptionen benennen, Bewertungsmaßstäbe festlegen und konkrete Lösungen vereinbaren, die sodann in der Abschlussvereinbarung festgehalten und formuliert werden. Bei der Abschlussvereinbarung handelt es sich um einen zivilrechtlich einklagbaren Vertrag, was dem Verfahren und seinem Abschluss aus Sicht vieler Parteien noch einmal eine zusätzliche Sicherheit sowie ein „Netz mit doppeltem Boden“ gibt.

Üblicherweise gibt es einige Zeit später noch einmal ein Nachhaltigkeitstreffen, in dem die getroffenen Vereinbarungen auf Praktikabilität überprüft werden.

Auf den ersten Blick wirken die Maßgaben und Anforderungen des Verfahrens recht schlicht. Aber wie bereits zuvor gesagt, ist es sehr komplex. Das Mediationsverfahren rankt sich um Menschen und ihre Bedürfnisse in zumeist als Stress empfundenen Notsituationen. Mediatoren:Innen beschäftigen sich durchgehend mit dem Wichtigsten überhaupt: dem Menschen und seiner Seele. 

Aus diesem Grund sollte bei der Wahl des Mediators:In besonders viel Aufmerksamkeit herrschen und Wert auf eine gute Ausbildung sowie fortwährende Qualifikationen gelegt werden.

Das Verfahren selber fügt sich hervorragend in die Welt der agilen Methoden und New Work Konzepte ein. Es arbeitet mit Wirkungen und Auswirkungen und betrachtet somit durchgängig das gesamte Konfliktsystem.

Wenn Sie neugierig geworden sind, kontaktieren Sie mich jederzeit für ein kostenloses Informationsgespräch, um gemeinsam zu eruieren, ob diese großartige Vorgehensweise auch für ihre spezielle Situation in Betracht kommen kann.

Eine Mediation durchzuführen ist eine Reise. Zu sich selbst und zu einer gemeinsamen Lösung. Befreiend und transformatorisch. Gemeinsame Entwicklung und gemeinsames Wachstum stehen flankierend zur Konfliktlösung im Mittelpunkt des Geschehens. Mir geht es darum, Ihnen zu zeigen, wie Sie Ihre Fische selber fangen und nicht, Ihnen gefangene Fische zu servieren.

Über 20 Jahre Erfahrung auch in der universitären Ausbildung bringen mich zu der Überzeugung, dass die Mediation mehr denn je in die heutige Zeit gehört.

Für mich ist es ein großes Geschenk, Menschen bei der Lösung ihrer Stressmomente unterstützen zu dürfen. Diese Leidenschaft begleitet mich täglich und beantwortet meine Frage des „wofür“ mache ich das, was ich tue?

Wenn dieser Blogartikel in Ihnen den Impuls generiert, mehr erfahren zu wollen, melden Sie sich jederzeit völlig unverbindlich bei mir. Ich freue mich auf Sie.

Go for it,

Ihre Krisenmanagerin


Was wir von den Amerikanern lernen können.

Möglicherweise wundert Sie der Titel meines Blogartikels und Sie fragen sich: Was kann ich denn von den Amerikanern bitte lernen? Vielleicht stehen Sie auch den Amerikanern aus verschiedenen Gründen – beispielsweise aus politischen – mehr als kritisch gegenüber?

So geht es mir auch. Auch ich weiß, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und selbstverständlich sehe ich auch die vielen Contra Argumente oder auch Schattenseiten.

Seit meines ersten Austauschsemesters als Exchange Student 1998 in San Diego, habe ich sicher auch einen romantischen Blick auf viele Dinge, der mich regelmäßig dazu verleitet, trotz aller Kritikpunkte die USA zu bereisen. So auch dieses Jahr. Ich habe zwei Wochen lang das wunderschöne Colorado bereist und durfte wiederholt intensive Erlebnisse genießen und Eindrücke sammeln.

Dabei fiel mir wieder einmal auf, dass wir trotz aller Kritik auch etwas von den Amerikanern lernen können.

Dazu eine Geschichte.

Ich war allein mit einem Leihwagen im Südwesten unterwegs, als einer meiner Reifen plötzlich Luft verlor. Mitten im Canyon. Mein Handy war nicht im Internet, da mir dank meines in Europa so großartigen Handyvertrages die Möglichkeit genommen war, in den USA einen Surf & Travel Pass zu buchen. Klar hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben, aber ich wollte diese Situation als Zeichen sehen und die internetfreie Zeit genießen. Bislang war ich in den Staaten auch noch zu keinem Zeitpunkt in Schwierigkeiten gewesen, die eines internetfähigen Handys bedurft hätten.

Nun war ich also im Canyon und verlor vorne rechts aus dem Reifen Luft. In 23 Meilen war der nächste Ort: Montrose, wo ich ein Motelzimmer hatte. Mein Plan war, so lange langsam zu fahren, wie es der Reifen zulassen würde, um möglichst nah zu meinem Motel zu gelangen. Das klappte nicht ganz, aber immerhin konnte ich 7 Meilen vorher einen Walmartparkplatz ansteuern, wo ich mich insgesamt wohler fühlte, als allein im Canyon.

Kurz später war der Reifen platt. Ich versuchte, telefonischen Kontakt mit meinem Autoverleiher in Denver aufzunehmen. Ohne Erfolg. Nun stand ich da.

Ich ging in den Walmart und sprach eine Mitarbeiterin auf mein Dilemma an. Sofort holte sie eine junge Kollegin dazu, die nicht zögerte und mit ihrem Handy eine Telefonnummer für den ortsansässigen Autoverleiher heraussuchte und mir die Möglichkeit gab, dort vorzusprechen.

Ganz schön kompliziert. Es wurde die konkrete Walmartadresse aus Montrose angefragt (es gibt nur einen Walmart in Montrose und der Autoverleiher ist 2,5 Meilen entfernt). Ohne gäbe es keine Schadensanfragemöglichkeit. Ok. Wir beschafften die Adresse. Nächstes Problem: sie benötigte meine Handynummer. Ich gab sie ihr, aber es geht „natürlich“ nur eine amerikanische, keine deutsche. Woher sollte ich eine amerikanische Nummer nehmen? Nach einigem Hin- & her begriff sie das Problem und akzeptierte die deutsche Nummer. Der AAA (amerikanischer Automobilclub, vergleichbar mit dem ADAC) würde innerhalb der nächsten Stunde kommen, ich solle warten und mein Handy lautgeschaltet lassen. Das tat ich auch.

Nach 45 Minuten kam die junge Walmartmitarbeiterin zu mir und teilte mir mit, man hätte sie (nicht mich!) kontaktiert, um ihr mitzuteilen, dass der AAA es heute doch nicht mehr schaffen würde und erst morgen käme. Aha. Und nun?

Da stand ich nun. Immer noch keine Lösung, inzwischen 21 Uhr.

Kurzerhand und ohne zu zögern, bot die junge Walmartmitarbeiterin mir an, mich selbstverständlich zu meiner Unterkunft zu bringen! Großartig, oder?

Am nächsten Morgen kontaktierte ich dann wieder den Autoverleiher und schilderte das Geschehen. Dieser Mitarbeiter konnte es nicht fassen und schickte mir ganz selbstverständlich einen Kollegen, der mich abholen und mit mir gemeinsam zu meinem Auto fahren sollte. Gesagt, getan. Er wechselte den Reifen und tauschte ihn gegen ein Ersatzrad aus, fuhr mit mir zu einer Reifenwerkstatt und sorgte dafür, dass der Schaden behoben würde. Das wiederum sollte 1,5 – 2 Stunden dauern. Damit ich dort nicht so lange warten müsste, brachte er mich zurück zum Motel, wo ich in Ruhe und entspannt auf den Anruf der Werkstatt warten konnte. Als mich dieser erreichte, kam direkt der Gärtner meines Motelbesitzers auf mich zu und sagte, er würde mich rasch zu meinem Wagen bringen ...

Ich fand das alles großartig und wusste nicht, wie mir geschah. Glauben Sie, dass das selbstverständlich ist? Wie wäre das in anderen Ländern gelaufen?

Insgesamt begegnen mir hier ausschließlich höfliche und zuvorkommende Amerikaner. Natürlich ist die Frage „how are you“ tendenziell oberflächlich. Aber fühlen Sie sich nicht auch willkommener, wenn Sie ein Geschäft betreten und freundlich nach Ihrem Befinden gefragt werden? Ihnen ohne Murren geholfen wird? Es ist mir egal, ob jemand das echt oder oberflächlich meint. Am Ende fühle ich mich wohler und meine Stimmung steigt.

Das ist mir deutlich lieber, als angegrummelt zu werden und mich als lästig zu fühlen, wenn ich eine Frage nach Produkten oder ähnlichem habe.

Egal, wo ich mich in Colorado aufhalte: im Motel, an der Tankstelle, im Supermarkt oder in der freien Natur – ich komme leichtgängig ins Gespräch, fühle ich gesehen und willkommen und das trägt zu einem großartigen Urlaubsempfinden bei.

Natürlich weiß ich – auch aus meiner Zeit in Kalifornien – , dass es in den USA viele Herausforderungen und Probleme gibt. Es ist erschreckend zu sehen, wie groß die Armut in vielen Landstrichen ist und mit welchen Schwierigkeiten sich viele Amerikaner auseinandersetzen müssen. Aber es ist eben auch nicht alles schlecht. Und wenn die Amerikaner sich vieles aus Deutschland für sich wünschen würden, so geht es mir umgekehrt an manchen Stellen genauso.

Ich würde mir wünschen, wir würden uns überall freundlich und respektvoll begegnen. Das wäre aus meiner Sicht ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Was denken Sie?

Go for it,

Ihre Krisenmanagerin


Wie bist Du zur Selbständigkeit gekommen? Anke Stein-Remmert

„Wie bist Du zur Selbstständigkeit gekommen?“ – Mein Start in die freiberufliche Tätigkeit

Immer wieder werde ich gefragt, was mich dazu veranlasst hat, meinen gut bezahlten, sicheren Job als angestellte Rechtsanwältin in einer Bank aufzugeben, um mich selbstständig zu machen. Viele meiner Gesprächspartner empfinden diesen Schritt als mutig.

Es überrascht wenig, wenn ich entgegne, dass ich die getätigte Kündigung gar nicht als mutig, sondern vielmehr als konsequent bezeichne. Aber wie kam es denn dazu?

Nun ja, sicher müsste ich weiter ausholen, um Gedankengänge und Sehnsüchte meinerseits nachvollziehbar zu machen, aber darum soll es in diesem Blogartikel nicht gehen und ich möchte auch nicht langweilen. Worum soll es dann hier gehen? Um den letztlichen Impuls, diesen Schritt während der Finanzkrise im Jahr 2008 zu vollziehen.

Natürlich wusste ich damals, dass ich gutes Geld in einer sicheren Anstellung verdiente und gleichzeitig hatte auch diese Medaille zwei Seiten: ich fühlte mich einfach nicht wohl. Weder war ich meinen persönlichen Stärken entsprechend eingesetzt noch passte ich mit meiner Persönlichkeit in die Welt der internen Bankenstrukturen.

Lange schon hatte ich überlegt, was eine Alternative sein könnte, aber mir fiel so gar nichts ein. Mir fehlte der Zugang zu meinen Ressourcen und vor allen Dingen Wünschen. Ich wusste nur, was ich nicht mehr wollte. Und so blieb ich.

Bis es dann passierte (Achtung – jetzt könnte es aus Ihrer Sicht abstrus werden ;-) ):

Kennen Sie das? Sie träumen nachts derart intensiv, dass Sie morgens aufwachen und nicht sicher wissen, ob es sich bei dem Erlebten um einen Traum oder die Realität gehandelt hat? Oder der Traum war derart intensiv, dass Sie die damit verbundenen Gefühle nicht einfach so abschütteln oder abduschen können? Genau so war es bei mir.

In meinem Traum rannte nachts eine Giraffe durch unser Wohnzimmer und rief mir zu „go for it, go for your goal“. Dabei war der Traum von einer derartigen Intensität, dass ich nach dem Aufwachen zwar wusste, dass die Giraffe niemals in Realität durch unser Wohnzimmer gerannt sein konnte. Gleichzeitig hatte sie mich aber mit ihren Worten komplett in ihren Bann gezogen und irgendetwas in mir getriggert.

Ich berichtete meinem Mann beim Frühstück von meinem Traum und er fragte mich, was ich denn nun zu tun gedenken würde. Meine Antwort sprudelte völlig enthusiastisch und unreflektiert aus mir heraus: „Ich werde noch heute bei der Bank kündigen!“. Gesagt, getan. Ich formulierte das Kündigungsschreiben und legte es meiner Vorgesetzten vor. Sie schaute mich entsetzt oder auch überrascht an und sagte sofort: „Das ist hoffentlich nicht das, was ich befürchte?“ Und ich antwortete: „Doch.“ Sie fragte mich, wie ich dazu käme und so berichtete ich ihr strahlend und völlig überzeugt von der Giraffe. Kopfschüttelnd meinte sie nur: „Sie sind ja verrückt. Na ja, Reisende soll man nicht aufhalten.“

Und so war ich am 2. Januar 2009 selbstständig.

Nun fragen Sie sich vielleicht, ob ich direkt wusste, womit ich mich selbstständig machen würde? Nein, das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich war mir nur sicher, dass es der logische und richtige Schritt sein musste und sich der Rest finden würde. Auf einmal hatte die Medaille für einen kurzen Moment nur noch eine Seite.

Es hat noch ein paar Monate gedauert. Ich befasste mich mit meinem USP, meinen Leidenschaftsthemen, fragte nach meinen Stärken und Fähigkeiten. Und heraus kam das Krisen- und Konfliktmanagement. Der Umgang mit schwierigen Situationen und/oder Personen. Voilà: Seither ist das mein Schwerpunkt und ich gehe darin auf, brenne dafür. Jeden Tag und jeden Moment.

Übrigens stellte ich rückblickend fest, dass die Giraffe in der Lehre der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg das Symboltier für konfliktfreie Kommunikation ist. Das wusste ich vorher nicht. Und Giraffen hatten bislang auch keine Rolle in meinem Leben gespielt. Der Traum hielt also auch diesbezüglich eine Antwort für mich bereit.

Wofür erzähle ich das? Unser Unterbewusstsein, unsere unbewussten Prozesse, wissen mehr, als wir logisch denken und müssen nur gehört werden. Das kann man lernen. Und die Visualisierung – wie bei mir der Traum – öffnet sämtliche Türen zu ihnen.

Das ist auch der Grund, warum ich mir von einer kundenseitigen Gratifikation den – damals nannte ich es so – „Luxus“ gegönnt habe, den Traum von einer Malerin in meiner Lieblingsfarbe grün auf 1,5 mal 2 Meter Leinwand malen zu lassen. Dieses Kunstwerk hängt seither gegenüber von meinem Schreibtisch. Wann immer es in meinem Leben seitdem mal etwas holpriger wurde oder größere Entscheidungen anstanden, ertappte ich mich dabei, „gedankenverloren“ auf diese Leinwand zu starren, um zu einer Antwort oder einem Lösungsweg zu gelangen.

Und nun wissen Sie auch, warum ich Sie regelmäßig – und so auch hier und jetzt – mit folgenden Worten vollen Herzens verabschiede:

Go for it,

Ihre Krisenmanagerin


Anke Stein-Remmert

Gedankenimpuls: Immer wieder montags ...

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass viele Menschen sich Veränderungen für montags vornehmen? Geht es Ihnen auch manchmal so?

Egal, ob es um Ernährungsumstellung geht oder um kleine Veränderungen im Tagesablauf. Immer wieder höre ich: „Montag fange ich an.“

Woher kommt das? Handelt es sich dabei um den zaghaften Versuch der Prokrastination? So gewinne ich ja unter Umständen noch einige Tage, bis es heißt „raus aus der Komfortzone“. 

Oder ist das der erste Schritt zur berühmten Fluchtbewegung, die wir aus der Cannon`schen Notfallreaktion kennen? Nach W.B. Cannon, einem US-amerikanischen Physiologen, kennen wir verschiedene instinktive Reaktionen auf Gefahrensituationen. Cannon benennt vor allen Dingen „Flucht“ und „Angriff“. Zwei neuro – endokrine Reaktionen des Organismus, die Cannon anhand des Verhaltens von Tieren erforschte und auf Menschen übertrug. Danach zeigten bereits Steinzeitmenschen beide Reaktionen, wenn Gefahr drohte. Das bekannteste Beispiel aus diesem Kontext ist der Säbelzahntiger, der plötzlich vor der bewohnten Höhle auftaucht und die Bewohner gefährdet und ängstigt. 

Zwischenzeitlich wurde an dieser Theorie weitergeforscht und Jeffrey Alan Gray hat zwei weitere Reaktionsmuster ergänzt: das „Erstarren“ sowie die „Furcht“, die mit einer Bewegungslosigkeit einhergeht, die einem „Totstellen“ ähnelt.

Vielleicht kommt dem Montag aber auch eine grundsätzlich besondere Bedeutung zu, denn es ist der erste Arbeitstag der Woche. Viele Menschen nutzen den Sonntag für Entspannung, Abschalten, Pause. Immer in der Gewissheit, dass sie sich auf die neue Woche – den Montag – einstimmen und erholt in die neue Arbeitswoche einsteigen wollen. So gewinnt der Sonntag natürlich auch an besonderer Bedeutung, dicht gefolgt vom Montag.

Nun, Sie sehen, ich habe keine finale Begründung für das „immer wieder montags – Phänomen“. 

Entspannungsphasen sollten wir jeden Tag einbauen. Vor einer Veränderung, die wir selber initiieren und die zumeist der Gesundheit dienlich ist (Bspw. Ernährung umstellen, mit dem Sport anfangen), müssten wir weder flüchten noch uns tot stellen oder erstarren. Faktisch geht ja keine Gefahr von ihr aus.

Oder sind wir weniger veränderungsbereit, als wir uns eingestehen wollen und jedwede Änderung löst zumindest unbewusst Unwohlsein aus?

Letzteres könnte auch die Begründung für das prokrastinierende Verhalten sein.

Zu welchem Schluss ich komme? Die Änderungen, von denen wir absolut überzeugt sind, nehmen wir sofort und unmittelbar vor. Die Änderungen, die allein unserer Vernunft entspringen oder uns von anderen geraten werden, die schieben wir auf. Weil wir von ihnen nicht zu hundert Prozent überzeugt sind. Unsere unbewussten Prozesse sträuben sich.

Insofern komme ich zu dem Ergebnis, dass die gewünschte Veränderung noch einmal überprüft werden sollte. Wollen wir sie wirklich? Stehen wir dahinter? Oder ist sie vielleicht in einem ersten Schritt zu groß? Vielleicht können wir sie gesamthaft noch einmal auf kleinere Steps herunterbrechen und der sofortige Start gelingt besser?

Ich bin sehr gespannt, wie Ihre Gedanken zu diesem Thema sind und freue mich über jedweden Kommentar.

Ihnen einen angenehmen Wochenstart am kommenden Montag.

Bis dahin,

Ihre Krisenmanagerin