Seien wir ehrlich: Was haben Sie gedacht, als Sie die Überschrift zu diesem Blogartikel gelesen haben? „Schon wieder „aktives Zuhören““? Oder „Was für ein alter Hut!“. Vielleicht auch „Kenne ich schon, habe ich schon zig Mal in Schulungen gehört.“?
Ich bin davon überzeugt, dass Ihnen diese Methode bereits in einigen Schulungen zum Thema Kommunikation begegnet ist. Wahrscheinlich haben Sie auch schon an Gruppenübungen dazu teilgenommen, fanden es vielleicht interessant. Aber nach wie vor gibt es in Ihrem privaten und beruflichen Leben kommunikative Missverständnisse, vielleicht auch hierauf basierende Streitigkeiten und Konflikte und nun wünschen Sie weitere und vor allen Dingen neue Inhalte und Hinweise zur Vermeidung eben dieser?
Damit sind Sie nicht allein.
Egal in welchem Kontext ich unterwegs bin: seien es Kommunikations-, Verhandlungs- oder Konfliktmanagementworkshops, Mediationen, Konfliktmoderationen oder Strategiemeetings auf höchster Hierarchieebene – immer wieder begegnen mir Kommunikationsmissverständnisse und nicht selten ist deren Auflösung der erste Schritt zur Lösung der konfligierenden Situation, zur Erreichung eines kooperativen Ergebnisses oder auch einer höheren Performance und Zielerreichung.
Braucht es denn nun wirklich neue Methoden und Ansätze? Sollten wir hier das Rad neu erfinden?
Ich bin ein Freund von Weiterentwicklung und auch Vereinfachung im Umgang miteinander. Allerdings meine ich auch, dass wir doch zunächst einmal genau die Methoden, die wir schon so häufig gehört haben, auch in der Praxis anwenden sollten.
Und genau da hakt es in 99 % aller Situationen, die mir in meinem Berateralltag begegnen.
Die erste Stufe des „aktiven Zuhörens“ ist die des „Zuhörens“. Das wissen Sie, denn Sie kennen diese Methode. Aber wie oft tun Sie genau das? Zuhören. Hierbei handelt es sich nicht allein um den akustischen Vorgang des Zuhörens, den wir mit Blickkontakt, Aufmerksamkeit und „sozialem Grunzen“ wie der Verlautbarung von „mh“ oder „ja“ bestätigen und dokumentieren. Nein. Diese Stufe geht darüber hinaus.
„Zuhören“ bedeutet auch, uns konzentriert gedanklich auf unser Gegenüber zu fokussieren. Reflektieren Sie bitte einmal aufrichtig Ihre Gesprächssituationen: Wie oft hören Sie Ihrem Gegenüber zu, ohne gleichzeitig an einer passenden Erwiderung „zu basteln“, sich den nächsten argumentativen Schritt zu überlegen oder auch sich innerlich und gedanklich über den anderen zu wundern, zu ärgern oder was auch immer?
Und genau dann, wenn wir in Gedanken bereits den nächsten Schritt überlegen, tun wir eins nicht: Zuhören.
Dadurch verpassen wir konkrete Aussagen, Zwischentöne und vor allen Dingen so wichtige Elemente der Bedürfnisebene unseres Gegenübers, die eine Nachfrage erforderlich machen, einer Klärung bedürfen oder auch wichtige Informationen beinhalten, die eine missverständnisfreie und kooperative Kommunikation erst ermöglichen.
Aufmerksamkeitsfokussiertes Zuhören ist anstrengend und fordert unsere gesamte Konzentration. Das gelingt uns demzufolge tatsächlich nicht durchgängig. Aber wenn wir uns über dieses Defizit in unserer Kommunikation bewusst sind, können wir die Methode des „aktiven Zuhörens“ in bestimmten Situationen konkret und gezielt einsetzen. Lassen Sie sich von dem Erfolg überraschen. Vielleicht ist das „aktive Zuhören“ dann für Sie in der Theorie immer noch ein „alter Hut“, in der Praxis jedoch ein frischer und neuer Schritt auf dem Weg zu einer guten Kommunikation.
Ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldungen und Erfahrung.
Bis dahin,
Go for it
Ihre Krisenmanagerin