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Wie geht es Ihnen in der aktuellen Zeit? Haben Sie auch das Gefühl, dass es manche Tage gibt, die Mut machen, an denen es einfach „läuft“, die Ihnen Zuversicht bringen? Und dann gibt es wieder Tage, an denen Ihre Pläne durchkreuzt oder Ihnen gefühlt Steine in den Weg gelegt werden?

Ich persönlich kenne das nur zu gut. Und häufig habe ich dabei das Gefühl der Machtlosigkeit. Die Dinge scheinen zu passieren und mir keinen Gestaltungsspielraum zu geben. Gleichzeitig beschleicht mich dann manchmal das Gefühl, dass es manchen Menschen besser gelingt, mit der aktuellen Wetterlage umzugehen. Bei ihnen scheint es einfach reibungslos zu laufen. 

Denken Sie bitte nicht, dass ich beim Nachbarn schaue, ob sein Rasen grüner ist als meiner. Das meine ich nicht. Und Vergleiche bringen uns auch nichts, denn jede Situation ist anders und hat ihre eigenen Facetten. Aber manchmal entsteht schon der Eindruck, dass es Lebensmodelle gibt, die nach außen so wirken, als wären sie stabiler und immuner gegen Irritationen.

Dieses Gefühl der Machtlosigkeit, des Ausgeliefertseins, ist vermutlich der größte Schmerzpunkt dabei.

Und jetzt die gute Nachricht:

Wir sind zwar bezüglich mancher Ereignisse nur ein Staubkorn im All und haben wenig Veränderungsmöglichkeiten. Aber wie wir mit den Situationen umgehen, sie bewerten oder auch, was wir daraus machen, liegt allein in unserer Kraft. Letztlich ist es unsere Haltung zu den Dingen, die aus meiner Sicht den Unterschied macht. Vielleicht denken Sie jetzt „die hat gut reden, die ist ja auch nicht in meiner Situation“. Das mag sein und das streite ich auch nicht ab. Mir geht es auch nicht um den gut gemeinten Rat, die Dinge „positiv sehen“ zu müssen oder ihnen etwas „Positives“ abzugewinnen. Mir ist durchaus klar, dass diese Ratschläge den Duktus haben, in den eigenen Bedürfnissen und Sorgen nicht verstanden zu werden. Außerdem darf es auch einfach mal schlecht oder negativ sein. Das gehört dazu. Dieser Zustand sollte aber nicht zu lange andauern und nur eine Momentaufnahme beschreiben.

Glauben Sie mir: spätestens mit meiner Krebsdiagnose vor 8 Jahren, die mich seitdem in den Palliativstatus gehoben hat, kann ich sicher nachempfinden, wie manche sich fühlen, wenn sie das Gefühl haben, vor einem Riesenberg zu stehen, der unverrückbar und nicht erklimmbar scheint.

Hier lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen. 

Was machen denn die Menschen, bei denen es leichter zu sein scheint, anders? Gibt es eine Strategie? Ich meine ja. 

Es scheint, als würden diese Menschen das Leben und die jeweiligen Herausforderungen zu akzeptieren und „das jeweils Beste“ daraus zu machen. Sie wirken dabei weniger ängstlich oder erstarrt und dafür fast schon abenteuerlustiger, neugieriger auf das, was kommen mag und vor allen Dingen kreativer. Sie denken nicht in Restriktionen, sondern in Chancen.

Sie reiten die Welle der Emotionen in einem Flow, der mich an das Rodeoreiten erinnert. 

Auch ein Rodeoreiter kennt seine Fähigkeiten und Grenzen, kann aber das Pferd nur bedingt einschätzen. In weiten Teilen hat er keinen Gestaltungsspielraum und somit keine Kontrolle. Zumindest nicht über das Pferd. Er begegnet dem Ritt mit der Lust auf Intensität und Herausforderung und er empfindet Leidenschaft darin, sich kreativ und kraftvoll den jeweiligen Unwägbarkeiten zu stellen. Sein Ziel ist dabei nicht die absolute Kontrolle des Ritts, sondern jede einzelnen Minute, die er länger im Sattel bleibt. Er setzt sich also ganz andere, an die jeweilige Situation angepasste Ziele. Und er ist mutig. Er empfindet ein tiefes Vertrauen in sich, seine Fertigkeiten und den Ausgang des Ritts. Gefahren sind ihm durchaus bewusst und das ist auch wichtig, aber sie drücken ihn nicht in die Passivität. Vielmehr schöpft er daraus zusätzliche Kraft.

Wenn Sie diesen Reiter fragen, wird er Ihnen bestätigen, dass es anstrengend und manchmal auch frustrierend ist. Er wird aber auch sagen, dass er aus jedem Ritt gestärkt herauskommt, jedes Mal etwas gelernt hat und vor allen Dingen seine mentale Stärke als wesentlichen Wegbegleiter empfindet. Für ihn ist der Ritt ein Kick. Damit bewertet er Unwägbarkeiten also als tendenziell positiv und reizvoll, anstatt sich selber diese Herausforderung mit negativen Vorannahmen zu belegen.

Haben Sie schon mal eine Wegbiegung in Ihrem Leben erfahren, der Sie mit dieser Strategie für sich erfolgreich begegnet sind? Das ist ein sogenanntes „Muster des Gelingens“. Es lohnt sich, diese Erfahrung öfter in Erinnerung zu rufen, denn sie zeigt, dass Sie durchaus die Energie und Stärke besitzen, in Ihrer Kraft zu sein. Sie müssen diese Fähigkeit nicht gänzlich neu erlernen. Diese Ressource darf lediglich öfter „wach geküsst“ werden.

Und wissen Sie was? Einmal erkannt, kann der Rodeoritt sogar Spaß machen. Auch – und da machen wir uns nichts vor – , wenn es trotzdem manchmal anstrengend ist und unsere Sehnsucht nach „alles läuft wie geschmiert“ bestehen bleibt.

Im Ergebnis bleiben wir zuversichtlich.

Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Erfolg. Und für den Fall, dass Sie noch mehr Impulse und vielleicht sogar konkrete Strategien im Umgang mit Rodeoritten wünschen, melden Sie sich gern.

Go for it

Ihre Krisenmanagerin

Anke Stein-Remmert

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass viele Menschen sich Veränderungen für montags vornehmen? Geht es Ihnen auch manchmal so?

Egal, ob es um Ernährungsumstellung geht oder um kleine Veränderungen im Tagesablauf. Immer wieder höre ich: „Montag fange ich an.“

Woher kommt das? Handelt es sich dabei um den zaghaften Versuch der Prokrastination? So gewinne ich ja unter Umständen noch einige Tage, bis es heißt „raus aus der Komfortzone“. 

Oder ist das der erste Schritt zur berühmten Fluchtbewegung, die wir aus der Cannon`schen Notfallreaktion kennen? Nach W.B. Cannon, einem US-amerikanischen Physiologen, kennen wir verschiedene instinktive Reaktionen auf Gefahrensituationen. Cannon benennt vor allen Dingen „Flucht“ und „Angriff“. Zwei neuro – endokrine Reaktionen des Organismus, die Cannon anhand des Verhaltens von Tieren erforschte und auf Menschen übertrug. Danach zeigten bereits Steinzeitmenschen beide Reaktionen, wenn Gefahr drohte. Das bekannteste Beispiel aus diesem Kontext ist der Säbelzahntiger, der plötzlich vor der bewohnten Höhle auftaucht und die Bewohner gefährdet und ängstigt. 

Zwischenzeitlich wurde an dieser Theorie weitergeforscht und Jeffrey Alan Gray hat zwei weitere Reaktionsmuster ergänzt: das „Erstarren“ sowie die „Furcht“, die mit einer Bewegungslosigkeit einhergeht, die einem „Totstellen“ ähnelt.

Vielleicht kommt dem Montag aber auch eine grundsätzlich besondere Bedeutung zu, denn es ist der erste Arbeitstag der Woche. Viele Menschen nutzen den Sonntag für Entspannung, Abschalten, Pause. Immer in der Gewissheit, dass sie sich auf die neue Woche – den Montag – einstimmen und erholt in die neue Arbeitswoche einsteigen wollen. So gewinnt der Sonntag natürlich auch an besonderer Bedeutung, dicht gefolgt vom Montag.

Nun, Sie sehen, ich habe keine finale Begründung für das „immer wieder montags – Phänomen“. 

Entspannungsphasen sollten wir jeden Tag einbauen. Vor einer Veränderung, die wir selber initiieren und die zumeist der Gesundheit dienlich ist (Bspw. Ernährung umstellen, mit dem Sport anfangen), müssten wir weder flüchten noch uns tot stellen oder erstarren. Faktisch geht ja keine Gefahr von ihr aus.

Oder sind wir weniger veränderungsbereit, als wir uns eingestehen wollen und jedwede Änderung löst zumindest unbewusst Unwohlsein aus?

Letzteres könnte auch die Begründung für das prokrastinierende Verhalten sein.

Zu welchem Schluss ich komme? Die Änderungen, von denen wir absolut überzeugt sind, nehmen wir sofort und unmittelbar vor. Die Änderungen, die allein unserer Vernunft entspringen oder uns von anderen geraten werden, die schieben wir auf. Weil wir von ihnen nicht zu hundert Prozent überzeugt sind. Unsere unbewussten Prozesse sträuben sich.

Insofern komme ich zu dem Ergebnis, dass die gewünschte Veränderung noch einmal überprüft werden sollte. Wollen wir sie wirklich? Stehen wir dahinter? Oder ist sie vielleicht in einem ersten Schritt zu groß? Vielleicht können wir sie gesamthaft noch einmal auf kleinere Steps herunterbrechen und der sofortige Start gelingt besser?

Ich bin sehr gespannt, wie Ihre Gedanken zu diesem Thema sind und freue mich über jedweden Kommentar.

Ihnen einen angenehmen Wochenstart am kommenden Montag.

Bis dahin,

Ihre Krisenmanagerin