Mitarbeiterbindung und Motivation – Teil 2
Was machen wir denn nun, wenn wir erkennen, dass die Motivation unserer Mitarbeiter:Innen abnimmt oder gar gänzlich verloren gegangen ist? Gibt es eine Möglichkeit, diese wieder zu entfachen oder auch aufleben zu lassen?
Sagen wir es so: Es gibt keine Pille, die wir verteilen und alles ist wieder gut. Gleichzeitig sollten wir aber auch nicht „aufgeben“ oder wegsehen.
Geht es Ihnen auch manchmal so wie mir? Ich sehe die Werte von Unternehmen auf deren Website, wo geschrieben steht, dass „unsere Mitarbeiter:Innen im Mittelpunkt stehen“ oder auch „das wichtigste und höchste Gut“ des Unternehmens sind. Und wenn ich dann mit Mitarbeiter:Innen ins Gespräch komme, erfahre ich, dass es genau diese Mitarbeiter:Innen sind, die sich häufig nicht gesehen fühlen und teilweise sogar über die geschriebenen Worte lachen oder diese mit einem Schulterzucken quittieren. Natürlich ist das nicht bei allen Unternehmen so. Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen. Und glücklicherweise ändert sich das auch mehr und mehr. Aber es kommt vor. Leider nicht zu selten.
Häufig antworten darauf angesprochene Führungskräfte, dass es doch Aufgabe der Mitarbeiter:Innen sei, intrinsisch motiviert die Ärmel hochzukrempeln und an die Arbeit zu gehen. Schließlich hätten diese Mitarbeiter:Innen sich den Job doch selber ausgesucht und hätten gewusst, worauf sie sich einließen.
Grundsätzlich mag dies richtig sein. Dennoch handelt es sich aus meiner persönlichen Sicht bei dem Thema Mitarbeitermotivation jedoch nicht um eine Einbahnstraße. Gerade die Führungskräfte sind es, deren Aufgabe auch die Führung der Mitarbeiter:Innen bedeutet und dazu gehört nun mal auch das Thema Motivation. Oder nicht?
Nun fragen Sie sich vielleicht: „Schon klar. Aber was genau können wir denn nun tun?“
Bevor ich auf konkrete Methoden eingehe und diese vorstelle, habe ich noch einen Gedankenanstoß für Sie:
„Woher kommt die Demotivation? Was wurde unternommen, um den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin zu demotivieren? Welchen Anteil daran haben das Unternehmen, das Team, die Führungskraft oder auch die Umstände?“
Die entsprechenden Antworten erhalten Sie – so Sie denn nicht in Ihrer eigenen Rolle als Mitarbeiter im Unternehmen Ähnliches erlebt haben, denn auch Führungskräfte sind Mitarbeiter:Innen – Achtung: im persönlichen und vertraulichen Gespräch mit Ihren Mitarbeiter:Innen. Das klingt jetzt profan, ist aber tatsächlich so.
Häufig haben die Mitarbeiter:Innen tatsächlich mal hochmotiviert angeheuert und wurden dann immer wieder enttäuscht. Versprechungen Ihrer Vorgänger wurden nicht eingehalten, aufgeschoben oder vertagt. Das führt dazu, dass Mitarbeiter:Innen gesprochene Worte und Versprechungen nicht mehr ernst nehmen. Walk your talk. Wenn Sie etwas versprechen, halten Sie es auch konsequent ein!
Ein Beispiel: Wenn Vertraulichkeit zugesagt wird, der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin aber immer wieder mitbekommt, dass Vertrauliches doch weiter erzählt wurde, dann wechselt Vertrauen in Misstrauen. Vertrauen aufzubauen dauert lange, es zu zerstören, geht auf Knopfdruck.
Ein weiteres Beispiel: Wenn einem Mitarbeiter, einer Mitarbeiterin eine Förderung zugesagt wird, sofern diese/r ihre bzw. seine Aufgaben gewissenhaft erledigt, und er oder sie macht genau das, bekommt aber aus Gründen wie „das bekomme ich jetzt nicht durch“ oder „wir müssen doch noch ein Jahr warten“ eben diese Förderung nicht. Was glauben Sie, hat das für Auswirkungen auf die Motivation?
Bei diesen Beispielen werden Sie jetzt denken: ja, das ist doch klar. Das machen wir auch nicht. Dann frage ich weiter: Wann haben Sie sich ernsthaft für Ihre Mitarbeiter:Innen interessiert? Ein wertschätzendes, offenes und an den Bedürfnissen Ihrer Mitarbeiter:Innen interessiertes Gespräch geführt? Was wissen Sie über Ihre Mitarbeiter:Innen? Was bewegt diese? Wo liegen Druckpunkte?
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich suche keine Schuldigen und schiebe Ihnen auch nicht den „schwarzen Peter“ zu. Häufig sind Führungskräfte mit der Aufgabe versehen, den zwischenmenschlichen Schutt, den der oder die Vorgänger:In in der Rolle hinterlassen hat, wegräumen zu müssen. Das kann anstrengend sein und Kraft kosten. Aber es ist so viel mehr als Arbeit. Es ist der Aufbau von Vertrauen geprägten zwischenmenschlichen Beziehungen. Und die zahlen ein. Auf die Mitarbeitermotivation.
Das bestätigt sich auch bei Mitarbeiterumfragen. Mit der stärkste Motivator ist ebendies. Das Vertrauensverhältnis zur Führungskraft, das Gefühl gesehen zu werden und die damit verbundene loyale Identifikation mit dem oder der Vorgesetzten.
Ich wünsche Ihnen gute Gespräche.
Go for it,
Ihre Krisenmanagerin
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